Der Hamsun-Skandal

Drehbuch für ein TV-Dokudrama in 2 Teilen

WORUM ES GEHT

PITCH

Die private, politische und künstlerische Tragödie Knut Hamsuns und seiner Frau Marie durch die Verstrickung in den Nationalsozialismus und ihr gescheiterter Versuch, ihre „deutsche“ Vergangenheit zu bewältigen.

PROBLEM

Knut Hamsun, norwegischer Literatur-Nobelpreisträger, ist nicht nur einer der bedeutendsten Romanciers der neueren Zeit, er sorgte auch für den wohl spektakulärsten Skandal der Literatur­geschichte. Am letzten Tag des Zweiten Weltkrieges und dessen unerhörten Opfern und Zerstörungen huldigte der damals 86jährige öffentlich Adolf Hitler: „Ich neige mein Haupt vor ihm in Ehrfurcht!“

Die kulturelle Welt hielt den Atem an. War der Alte nun verrückt geworden oder einfach doch der Nazi, für den man ihn schon lange halten konnte?

Hatte man in Romanen wie „Segen der Erde“ nicht schon immer Sympathie mit der Blut-und Boden-Ideologie der Nazis entdeckt, ihrer Zivilisationsfeindlichkeit und Apotheose des „harten, gesunden nordischen Lebens?“

Hatte er nicht seine Frau Marie, die Schauspielerin, zu Lesereisen nach Deutschland geschickt, die von der Reichsregierung betreut und zu Kundgebungen seiner Wertschätzung des Regimes aufgeblasen wurden?

Hatte er nicht den Propagandaminister Göbbels in Berlin besucht und sich vor der Presse entzückt über ihn und seine Familie geäussert?

Und machte er nicht mitten im Krieg einen rätselhaften Besuch bei Hitler, der propagandistisch ausgeschlachtet werden konnte als prominenter Beweis dafür, dass man sogar im feindlichen Ausland begann, Hitlers Politik zu verstehen und zu unterstützen? Was war los mit Hamsun?

Sein skandalöses Bekenntnis zu Hitler markiert jedenfalls das beschämende Ende einer beispiellosen Erfolgsgeschichte: Hamsuns Bücher hatten international höchste Anerkennung gefunden und waren in Deutschland Bestseller (wie auch die Kinderbücher seiner Frau Marie), es waren „Hausbücher“ - nun aber blieb der Dichter geächtet und ist heute fast vergessen.

BUCH

Das Drehbuch lässt die Tragödie der Hamsuns nach dem Sturz aus dem literarischen Olymp in den finanziellen und gesellschaftlichen Bankrott nacherleben, in dessen Verlauf Hamsun im Gegensatz zu seiner Frau und im Konflikt mit ihr seine Haltung zu Hitler revidiert, es aber nicht über sich bringt, es öffentlich zu bekennen, sondern lieber Armut, Schande und Hass für sich und seine Familie in Kauf nimmt.

Und es zeigt sich, dass der Fall Hamsun auch ein deutsches Thema ist. Die Hamsuns erleben im fernen Norwegen in aller Schärfe den typisch deutschen Nachkriegskonflikt von Menschen, die vor die Wahl gestellt sind zwischen Einsicht und Verdrängung.

Dabei zeigt sich Hamsun in seiner ganzen Ambivalenz, die es verbietet, ihn schlicht zu verdammen, die vielmehr sogar Identifikation ermöglicht.

Abgesehen vom Politischen bietet das Buch erstmals ein schlüssiges Psychogramm des Menschen und Künstlers Hamsun und enthüllt eine hochdramatische, bittere und anrührende Ehetragödie, wie sie ein Ingmar Bergmann kaum eindrücklicher hätte erfinden können. Der Titel könnte sein: Hamsun und Marie - Szenen einer Ehe.


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BUCH-HISTORY

Nach der Premiere der Bühnenfassung im Stadttheater Baden-Baden, das es riskierte, in einer für Dokudramen nicht mehr offenen Theaterszene, das Stück aufzuführen, schrieb die Züricher Zeitung: „Ein Gewissensprozess von abgründiger Tiefe, eine Tragödie im antiken Sinne.“

Das Drehbuch, das damals den Produzenten schon vorlag, hatte nach dem Hamsun-Film von Per Olov Enquist 1997 keine Chance, obwohl es aus deutscher Perspektive völlig andere Akzente setzt und neue Zusammenhänge enthüllt.

LOCATION

Salon des Hamsun-Hauses in Nörholm im Empire-Stil; Garten (Park) des Hauses, das heute als Museum dient, sowie einige Rückblenden-Orte. Es existieren ausserdem Fassungen in 1, 3 und 6 Teilen mit chronologischer Darstellung der Beziehung Knut und Marie.

GENRE

Ein „Konversationsstück“, da es um eine politisch- psychologische Auseinandersetzung geht, die mit Worten geführt wurde und sich nur in dialogischer Form angemessen dokumentieren lässt.

SPRACHE

Hamsun hatte eine leicht manieriert Sprechweise, die ihn gut charakterisiert und die deshalb an geeigneter Stelle (oft wörtlich) übernommen wurde.

QUELLEN

Quellenkritisch gelesen: alle Veröffentlichungen zum Thema - Biographien, Autobiographien und Briefe, Interpretationen und Kommentare.

PM